Stadt landshut
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Von der Flussaue bis zu den Leitenwäldern der Isar

23.03.2023
Natur & Umwelt

Die vielfältigen Biotope der Stadt Landshut werden neu kartiert.

Im Auftrag der Stadt Landshut und unter fachlicher Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) nehmen Fachleute ab diesem Frühjahr die Naturschätze in der Stadt Landshut unter die Lupe. Eine Informationsveranstaltung dazu fand am 22. März statt. "Die Biotopflächen sind Teil der einzigartigen Stadt- und Kulturlandschaft und tragen zur hohen Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger bei", erläuterte Oberbürgermeister Alexander Putz und bat die Anwesenden, die Kartierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen. Michael Stellmach, Leiter des Teams Biotopkartierung am LfU, dankte der Stadt Landshut für die gute Zusammenarbeit und unterstrich die Bedeutung der Biotopkartierung: "Sie liefert der Stadt, den Grundstückseigentümern, den Naturschutzbehörden, Planungsbüros, Naturschutzverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Informationen für ihre tägliche Arbeit, wie zur Planung und Beurteilung von Bauvorhaben oder von Maßnahmen zum Schutz der Natur. Auf der Basis der aktualisierten Daten können die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege der Biotopflächen gezielt über den Vertragsnaturschutz honoriert werden." Zum Start der Geländearbeiten wurden bei der Informationsveranstaltung die lokalen Behörden, Naturschutzverbände und Interessenvertretungen der Bewirtschafter informiert.

Landshut hat Anteil an zwei sehr unterschiedlichen Naturräumen: dem Tertiären Hügelland mit teils sehr fruchtbaren Ackerböden und dem unteren Isartal mit der Isar und den steilen, in großen Teilen bewaldeten Hängen der Isarleiten. Im Naturschutzgebiet "Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite" zählten Gutachter mit 65 Vogel-, 12 Amphibien-, 14 Libellen- und 20 Heuschreckenarten eine außerordentlich hohe Artenvielfalt. Und es gibt 426 Pflanzenarten, darunter viele gefährdete wie den Erdbeer-Klee, die Pyramidenorchis oder das kleine Tausendgüldenkraut. Aufgrund der vielfältigen, naturnahen Lebensräume leben dort anspruchsvolle Amphibien wie Laubfrosch und Kammmolch und seltene Vogelarten wie der Wendehals und die Heidelerche. Die Isarleiten mit dem ehemaligen Standortübungsplatz sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes "Natura2000", dem größten Naturschutzprojekt der Welt.

In den Isarauen gibt es neben den großflächigen, naturnahen Auwäldern noch besonders artenreiche Brennenstandorte mit Vorkommen von teils seltenen Orchideen. Bei diesen sogenannten Brennen handelt es sich um nicht bewaldete, sehr magere Bereiche auf den ehemaligen Kiesbänken der Isar. In den Auwäldern ist noch der seltene Frauenschuh zu finden.

In der Biotopkartierung von 1987 wurden im Stadtgebiet Landshut 211 Biotope mit einer Gesamtfläche von 862 Hektar erfasst. Dies entspricht einem Flächenanteil von rund 13 Prozent am Stadtgebiet. Das Wissen über die wertvollen Biotope wird nun zum ersten Mal mit Erhebungen in den Sommerhalbjahren 2023 und 2024 auf den neuesten Stand gebracht. Die Ergebnisse der Kartierung liegen voraussichtlich im Sommer 2025 vor. Die Erhebungen führt ein Fachbüro aus Österreich durch. Wälder über 5.000 Quadratmeter werden nicht kartiert. Rund 120.000 Euro stellen der Freistaat Bayern und die Stadt Landshut gemeinsam für die Naturinventur in der Stadt zur Verfügung.

Die Naturschutzbehörde der Stadtverwaltung Landshut und das LfU stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung. Für alle Interessierten liegt in der Stadtverwaltung die Broschüre des LfU "Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren" zur Information aus oder kann als PDF heruntergeladen werden.

Weitere Informationen

Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach § 30 und § 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Biotope werden im Gelände erhoben und im Maßstab 1:5.000 in Luftbild-Karten eingezeichnet.

Weitere Informationen zur Biotopkartierung in Bayern bietet das LfU unter: www.lfu.bayern.de/natur/biotopkartierung/. Nähere Informationen zu einzelnen Biotopflächen können mit Hilfe von FIS-Natur abgerufen werden.

Vertreter von Stadt, LfU und Fachbüro
Biotop
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Umweltamtsleiter Stefan Jahn (von links), Baureferrent Johannes Doll, Oberbürgermeister Alexander Putz, Michael Stellmach, Leiter des Teams Biotopkartierung am LfU, seine Kollegin Gunhild Kastner-Mackes sowie Julia Auer vom beteiligten Planungsbüro REVITAL erläuterten das Vorgehen der Biotopkartierung.