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Geschichte & Heimat

Topographia Bavariae von Matthäus Merian

Nachfolgend finden Sie einen kurzen Abriss der Geschichte unserer Stadt. Sollten Sie Fragen zur Landshuter Stadtgeschichte haben, so können Sie sich jederzeit gerne an das Stadtarchiv Landshut wenden.

1204-1506

"Im Jahr 1204 begann Herzog Ludwig von Bayern Burg und Stadt Landshut zu bauen", so berichtet die Chronik des Abtes Hermann von Niederalteich. Landshut war die erste typische wittelsbachische Gründungstadt, mit der die bayerischen Herzöge eine neue Form der Territorialpolitik initiierten.

Ab 1231 war Landshut Residenz der Wittelsbacher und bis 1255 zugleich Hauptstadt des Herzogtums Bayern. Die bayerischen Landesteilungen ließen Landshut abwechselnd Hauptstadt eines Teilherzogtums oder Residenzstadt sein. Dank ihrer Lage an der Isar und am Kreuzpunkt alter Handelstraßen entwickelte sich die Stadt rasch. Herzogliche Privilegien und zielstrebige wirtschaftliche Förderung taten ein übriges. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. hatte Landshut seinen gotisch geprägten Stadtkern mit Altstadt, Neustadt und Freyung ausgebildet und jene Größe erreicht, die sie bis ins 19. Jahrhundert behalten sollte.

Eine glanzvolle Zeit durchlebte Landshut zwischen 1392 und 1503 unter der Herrschaft der drei "reichen" Herzöge Heinrich, Ludwig und Georg. In dieser Periode erlangte die Stadt Wohlstand und hohe politische Bedeutung. Die Heilig-Geist-Kirche und die Martinskirche, die den höchsten Backsteinturm der Welt aufweisen kann, wurden nahezu zeitgleich erbaut. Die Burg 'Landeshut', erst ab dem 16. Jahrhundert Trausnitz genannt, war Regierungsmittelpunkt der Herzöge von Bayern-Landshut.

Äußeres Zeichen für die herausragende Stellung der Landshuter Herzöge war die prunkvolle Hochzeit Herzog Georgs des Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475, an der neben vielen hochrangigen Adeligen des Deutschen Reiches auch Kaiser Friedrich III. teilnahm. Seit 1903 wird die "Landshuter Hochzeit" alle vier Jahre mit mehr als 2.000 Mitwirkenden nachgespielt.

1506-1800

Auch nach dem Ende des eigenständigen Landshuter Herzogtums verblasste nicht der fürstliche Glanz in der Stadt, denn Ludwig X. erwählte Landshut zu seiner Residenzstadt. Dieser kunstsinnige Herzog erbaute in der Altstadt mit der Stadtresidenz den ersten Renaissancepalast nördlich der Alpen (1536-1543). Der italienische Bau ist mit einer Vielzahl beeindruckender Wand- und Deckenmalereien ausgestattet. Gestaltet wurden sie von Giulio Romano, dem Holländer Hermann Posthumus, dem Salzburger Hans Bocksberger und dem Ingolstädter Ludwig Refinger.

Später verbrachten Kronprinz Wilhelm V. und Renata von Lothringen die ersten Jahre ihrer Ehe (1568 bis 1579) auf der Burg Trausnitz. Dort ließen sie die Narrentreppe mit Motiven der Commedia dell' arte, der italienischen Stegreifkomödie, anlegen.

Landshut war im 16. Jahrhundert ein Zentrum von Kunst und Kultur. Der Bildschnitzer Hans Leinberger fertigte seine berühmten Skulpturen. Die Harnischmacher Mathes Deutsch und Franz Großschedel waren in ganz Europa bekannt.

Auch im Buchdruck galt Landshut als frühes Zentrum. So gingen zahlreiche theologische und humanistische Drucke zwischen 1513 und 1534 aus der Werkstatt Johann Weyssenburgers hervor. Friedrich Sustris und Alessandro Scalzi prägten die Trausnitz im Stil der Renaissance. Orlando di Lasso komponierte mehrere seiner Meisterwerke in der Stadt und heiratete eine Landshuterin. Ein enger Berater und Lehrer Herzog Ludwigs X. war der große bayerische Chronist und Humanist Johannes Thurmair, genannt Aventin.

Erst der verheerende Dreißigjährige Krieg brachte eine deutliche Zäsur für die Stadt. 1634 eroberten und plünderten die Schweden Landshut. Durch Krieg und Pest starben mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Es sollte 200 Jahre dauern, bis sich die Stadt von dieser Katastrophe erholen konnte.

Mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts entfalteten sich Barock und Rokoko in der Stadt. Johann Baptist Zimmermann gestaltete den Innenraum der Dominikanerkirche um. Die Bildschnitzer Wenzel Jorhan und Christian Jorhan der Ältere schufen eindrucksvolle Skulpturen.

1800-Gegenwart

Von 1800 bis 1826 beherbergte die Stadt die Bayerische Landesuniversität, die 1472 von Herzog Ludwig dem Reichen von Bayern-Landshut in Ingolstadt gegründet worden war. An der Hohen Schule lehrten so bedeutende Persönlichkeit wie der Theologe und spätere Bischof Johann Michael Sailer, die Rechtsgelehrten Friedrich Carl von Savigny und Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach, der Wegbereiter der Augenheilkunde Philipp Franz von Walther und der Botaniker und Zoologe Franz von Paula Schrank.

Die Verlegung der Regierung von Niederbayern nach Landshut 1839 sowie die beginnende Industrialisierung ließen die Stadt wachsen und neue Bevölkerungsschichten entstehen. Für die Entwicklung der Stadt war vor allem der Anschluss an die Eisenbahnlinien von größter Wichtigkeit. Am 3. November 1858 eröffnete die "Königlich privilegirte Actiengesellschaft der Bayerischen Ostbahnen" die Strecke von München nach Landshut. Schon bald wurde der Sackbahnhof an der Inneren Regensburger Straße zu klein, so dass ein neuer Bahnhof geplant werden musste. Dieser wurde am 1. Mai 1880 außerhalb der damaligen Stadt eröffnet.

Während des zweiten Weltkriegs wurde der Bahnhof als Verkehrsknotenpunkt in den letzten Kriegsmonaten Ziel verheerender Bombenangriffe. In der Nachkriegszeit fanden viele Vertriebene in Landshut eine neue Heimat, so dass sich Einwohnerzahl um die Hälfte erhöhte. Insgesamt waren die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt von einem starken industriellem Wachstum, wobei Landshut immer mehr zu einer Behörden- und Schulstadt aufstieg. Im Rahmen dessen erfolgte im Jahr 1972 die Gründung der Hochschule.

Kunsthistorisch verheerend war der Brand der Burg Trausnitz im Jahr 1961, als große Teil der Renaissance-Räume und die Gemächer König Ludwigs II. unwiederbringlich zerstört wurden. 1998 eröffnete das Skulpturenmuseum, in dem das Lebenswerk und die Sammlungen des weltbekannten Bildhauers Fritz Koenig gezeigt werden.
Landshut, heute mit 73.000 Einwohnern, ist eine historische Stadt mit einem mittelalterlichen Stadtkern, der die Stadtgeschichte erlebbar macht.

Zeittafel

13. bis 15. Jahrhundert

  • 1204: "Herzog Ludwig von Bayern beginnt Burg und Stadt Landshut zu bauen", vermerkt der Abt Hermann von Niederalteich in seinen Annalen
     
  • 1232: Herzogin Ludmilla, Witwe Ludwigs des Kelheimers, gründet die Zisterzienserinnen-Abtei Seligenthal
     
  • um 1250: Erweiterung der Stadt um die untere Altstadt von der Steckengasse bis zum Spitaltor
     
  • 1255: Erste Teilung des Herzogtums Bayern in ein Ober- und ein Unterland. Herzog Heinrich der Ältere (bis 1290) erhält das Unterland mit Landshut als Residenzstadt
     
  • 1271: Gründung des Dominikanerklosters; damals noch vor der Stadt
     
  • um 1280: Zweite Erweiterung der Stadt um die Neustadt
     
  • 1280: Gründung des Franziskanerklosters am Fuß des Hofbergs außerhalb der Stadt
     
  • 1311: Ottonische Handveste in Landshut unterzeichnet
     
  • um 1320: Dritte Erweiterung der Stadt um den Dreifaltigkeitsplatz
     
  • 1338: Vierte Erweiterung der Stadt: Herzog Heinrich der XIV. (1310 bis 1339) gründet den Stadtteil Freyung und kommt mit den Bürgern überein, dort die Jodokskirche zu erbauen. Die neue Stadtmauer bezieht das Dominikanerkloster und das Franziskanerkloster in die Stadt ein
     
  • 1339: Heinrich XIV. stiftet in die neu gegründete Freyung einen Jahrmarkt, die heutige Bartlmä-Dult, und einen Freitags-Wochenmarkt
     
  • 1340: Die Linie Herzog Heinrich des Älteren von Niederbayern erlischt. Das Herzogtum fällt an den Herzog von Oberbayern, Kaiser Ludwig den Bayern
     
  • um 1340: Fünfte und letzte Erweiterung der Stadt im Mittelalter. Die nördliche Grenze der Stadt, bisher markiert durch das Spitaltor und durch das "älteste Nordtor", wird an die Isar verlegt. Vor das Spitaltor tritt das Innere Isartor (=Blauer Turm), das "älteste Nordtor" bei den Ursulinen wird durch das Zerrertor ersetzt, das die heutige Bauhofstraße vor dem Maxwehr sperrte
     
  • 1342: Am 6. Mai vernichtet ein Stadtbrand 112 Häuser, die Nebengebäude nicht mitgerechnet. Daraufhin werden die Häuser aus Stein gebaut
     
  • 1369: Einteilung der Stadt in die Pfarreien St. Martin und St. Jodok. Erstmals werden Straßennamen genannt
     
  • 1389: Erste urkundliche Erwähnung des Baues der jetzigen Martinskirche statt des romanischen Vorgängerbaus
     
  • 1392: Das Herzogtum Bayern wird wieder geteilt. Herzog Friedrich erhält das Unterland. Landshut wird zur Residenzstadt
     
  • 1393: Herzog Heinrich der Reiche (1393-1450) ist der erste der drei "reichen" Herzöge von Bayern - Landshut
     
  • 1407: Grundsteinlegung für die Heilig-Geist-Kirche. Vollendet wird sie im Jahr 1461
     
  • 1444: Baubeginn des Baus des Martinsturms; vollendet um 1500
     
  • 1450: Nach dem Regierungsantritt von Herzog Ludwig dem Reichen werden die Juden aus Landshut vertrieben. Umbau der jüdischen Synagoge am Dreifaltigkeitsplatz zu einer Nebenkirche von St. Martin (Dreifaltigkeits- oder Salvatorkirche)
     
  • um 1460: Herzog Ludwig der Reiche stiftet neben der Pfarrkirche St. Jodok das Franziskanerinnenkloster Hl. Kreuz (heute Hans-Carossa-Gymnasium)
     
  • 1475: Herzog Georg der Reiche heiratet Hedwig, die Tochter des polnischen Königs Kasimir
     
  • 1479: Herzog Georg tritt die Nachfolge seines verstorbenen Vaters an

16. bis 17. Jahrhundert

  • 1503: Mit Herzog Georg sterben die Landshuter Wittelsbacher in der männlichen Linie aus
     
  • 1505: Im "Kölner Schied" wird das Unterland mit dem Oberland vereint
     
  • 1516: Herzog Ludwig X. residiert bis zu seinem Tod 1545 in Landshut, da er vor dem Erlass des Primogeniturgesetzes geboren war und folglich noch einen Anspruch auf die Herrschaft hatte, die er dann über das Unterland ausübte
     
  • 1536: Herzog Ludwig X. baut in der Altstadt seine Stadtresidenz im Renaissancestil bis 1543
     
  • um 1550: Die Burg Landeshut wird nun Trausnitz genannt
     
  • 1568: Herzog Wilhelm V. verbringt seine Erbprinzenjahre bis 1579 in Landshut und auf der Burg, die er im Renaissancestil umbauen lässt
     
  • um 1570: Der Straubinger Drechslermeister Jakob Sandner fertigt im Auftrag Herzogs V. ein Modell der Stadt
     
  • 1596: Verlegung des Kollegiatstifts St. Kastulus von Moosburg nach Landshut
     
  • 1610: Gründung des Kapuzinerklosters vor dem Zerrertor
     
  • 1627: Gründung des Kapuzinerinnenklosters Maria Loreto vor dem Hagraintor
     
  • 1629: Gründung des Jesuitenklosters und des Jesuitengymnasiums in der oberen Neustadt
     
  • 1632: Erste Brandschatzung der Stadt durch die Schweden. Weitere folgen in den Jahren 1634 und 1648
     
  • 1668: Gründung des Ursulinenklosters in der unteren Neustadt durch Kurfürst Ferdinand Maria

18. bis 19. Jahrhundert

  • 1701: Neubau der Kirche des Franziskanerinnenklosters Hl. Kreuz neben St. Jodok
     
  • 1704 -1715: Spanischer Erbfolgekrieg unter österreichischer Herrschaft
     
  • 1742 - 1745: Im österreichischen Erbfolgekrieg von österreichischen Truppen besetzt
     
  • 1771: Mit dem Abbruch des Spitaltors beginnt die Entfernung der mittelalterlichen Stadttore
     
  • 1800: Verlegung der Universität von Ingolstadt nach Landshut (bis 1826)
     
  • 1802: Beginn der Säkularisation. Aufhebung der Klöster der Bettelorden in Landshut, der Dominikaner und der Franziskaner. 1803 werden das Kollegiatstift St. Martin und Kastulus und die Zisterzienserinnenabtei Seligenthal sowie 1809 das Ursulinenkloster aufgehoben
     
  • 1809: Napoleon besiegt am 21. April die Österreicher und zieht in die Stadt ein
     
  • 1826: Verlegung der Ludwig-Maximilians-Universität nach München
     
  • 1839: Landshut wird Sitz der Regierung des 1837 von König Ludwig I. gebildeten "Kreises" Niederbayern
     
  • 1848: Erste Evangelische Kirche am Regierungsplatz
     
  • 1858: Der Bahnhof an der Regensburger Straße wird mit der Eröffnung der Bahnlinie München-Landshut in Betrieb gestellt
     
  • 1880: Neugestaltung des Rathausprunksaales
     
  • 1897: Die evangelische Gemeinde bezieht die im neuromanischen Stil erbaute Christuskirche

20. Jahrhundert bis zur Gegenwart

  • 1903: Erste Aufführung der "Landshuter Hochzeit" durch "Die Förderer"
     
  • 1932: Zusammenlegung der Regierungen von Niederbayern und der Oberpfalz mit Sitz in Regensburg
     
  • 1945: Am Josefitag, dem 19. März, erfolgt der schwerste Bombenangriff auf die Stadt. Ziel ist das Bahnhofsgelände. Am 1. Mai marschieren US-Truppen ein
     
  • 1956: Wiedereinrichtung der Regierung von Niederbayern mit Sitz in Landshut (Regierungssitz bis heute)
     
  • 1961: Ein Brand auf der Burg Trausnitz zerstört den Fürstenbau mit dem Appartement von König Ludwig II. (21. Oktober)
     
  • 1972-1974: Gebietsreform: Landshut vergrößert sich von 19,53 auf 66,05 Quadratkilometer
     
  • 1978: Errichtung der Hochschule Landshut
     
  •  1985: Abschluss des Altstadtumbaus
     
  •  1998: Eröffnung des KOENIGmuseums (vormals Skulpturenmuseum) im Hofberg
     
  •  1999: Eröffnung des Hofbergtunnels (seit 2007 Josef-Deimer-Tunnel) und der Fußgängerzone in der Altstadt
     
  •  2004: die Stadt Landshut feiert das 800-jährige Stadtjubiläum
     
  •  2017: Landshut hat erstmals über 70 000 Einwohner

 

Heimatpflege

Die Stadtheimatpflege für Landshut liegt seit 2009 in der Verantwortung des Stadtarchivars Gerhard Tausche.

Die Grundlage für die Tätigkeit der Heimatpfleger in Bayern ist in der gemeinsamen Bekanntmachung der verschiedenen zuständigen Bayerischen Staatsministerien vom 3. Dezember 2020 (Az. 54-L 1892-1/67) geregelt. Zudem wird das Tätigkeitsprofil durch die Richtlinien der Stadt Landshut vom 1. April 2009 definiert.

Die wichtigste Aufgabe eines Heimatpflegers ist vor allem seine beratende Funktion, die er durch die regelmäßige Teilnahme an den Sprechtagen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, bei denen aktuelle Bauvorhaben besprochen werden, ausübt.

In seine Stellungnahmen fließen die Berücksichtigung von Archivalien bzw. die Erkenntnisse zur historischen Entwicklung der Stadt ein und somit ist eine enge Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalpflege der Stadt sowie dem Baureferat erforderlich.

Selbstverständlich steht der Stadtheimatpfleger jedem Bürger als Ansprechpartner zur Verfügung.

Bekannte Persönlichkeiten

Landshut ist eine Stadt, die vielen durch ihre 800-jährige Geschichte, ihre Baudenkmäler und Kunstschätze und in neuerer Zeit als hervorragender Wirtschaftsstandort bekannt ist.

Im Stadtgebiet leben derzeit 73.000 Einwohner, im engeren Wirtschaftraum Landshut rund 442.000 Menschen.

Die Stadt hat in ihrer langen Geschichte auch stets Persönlichkeiten beherbergt oder hervorgebracht, die über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden sind. Als Beispiele können hierfür der Philosoph Ludwig Andreas Feuerbach (1804-1872), der Historiker und Politiker Edmund Jörg (1819-1901), der Bildhauer Fritz Koenig (1924-2017) oder der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog (1934-2017) angeführt werden.

Ehrenbürger, Träger der Bürgermedaille und (Ober-) bürgermeister

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